Buch

Recherche zu
„Die Beziehung“

Ich werde häufiger gefragt, was ich am liebsten am Schreiben mag. Natürlich sind es die Momente, wenn meine Figuren vor meinem inneren Auge lebendig werden. Aber fast genauso gerne mag ich die Recherchen vor dem eigentlichen Schreiben des Romans. Die Antwort verwundert meist, da viele das Recherchieren als unangenehmes Übel ansehen.

Warum liebe ich das Recherchieren? Ich bin ein neugieriger Mensch und möchte bei neuen Themen nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern die Hintergründe kennen und verstehen. So auch bei meinem Roman „Die Beziehung“. Die Geschichte spielt in erster Linie in einer Seniorenresidenz, wo Lisa als Altenbetreuerin arbeitet.

Hier gab es für mich viele Fragen: Welche Aufgaben hat eine Altenbetreuerin konkret? Wie sieht der Tagesablauf in einer Seniorenresidenz aus? Wie sind die Schichtmodelle aufgebaut? Diese und viele weitere Themen sind aufgekommen. Zusätzlich habe ich schon länger in den Medien von schlechten Arbeitsbedingungen und teilweise negativen Zuständen in Alters- und Pflegeheimen gelesen.

Ich wollte mit Betroffenen sprechen und habe zu Beginn der Recherche erste Anfragen an Seniorenheimen gestellt sowie gezielt Pflegekräfte über Social Media gesucht. Die Seniorenheime haben abgelehnt, häufig mit “Corona” oder mangelnder Zeit als Begründung. Zwei Pflegekräfte haben sich gemeldet, aber gemeint, sie können hier kaum sprechen. Allerdings haben sie mir ein paar Tipps zur Recherche gegeben. Es fühlte sich teilweise an wie eine Wand, an der ich nicht vorbeikomme.

Aber über die Tipps bin ich einem Forum beigetreten, in dem sich Pflegekräfte und Betreuer austauschen, und hier habe ich viele wichtige Informationen gesammelt. Neben diesen persönlichen Geschichten, habe ich mir vier Seniorenresidenzen, nicht als Autorin, sondern als Interessentin, angesehen.

Hierbei wurden natürlich die Arbeitsbedingungen nicht thematisiert. Aber über Studien von der Arbeiterkammer und der Gewerkschaft bin ich weiter fündig geworden. Zusätzlich habe ich Berichte von Angehörigen gelesen und einige Folgen vom Podcast “Faltenrock FM” gehört, in dem die Senioren selbst zu Wort kommen.

Die Recherche hatte ca. zwei Monate in Anspruch genommen. Aber dann hatte ich das Gefühl, ich habe ein Gespür für die Bedürfnisse und Gefühle der Senioren und Pfleger. Meine Figuren wurden langsam lebendig und der Schreibprozess begann.

Für mich ist das authentische Schreiben sehr wichtig, und so kann ich dem Recherchieren etwas Raum geben. Die Recherche war für mich persönlich teils auch schwierig und emotional. Da in der Altenpflege und -betreuung vieles im Argen liegt, kann man bei den Schicksalen der Senioren und Mitarbeiten nicht einfach wegsehen.

Ich möchte aber zum Abschluss positiv enden. Ich habe in der Recherche, so viele Menschen in der Altenbetreuung und -pflege kennengelernt, die ihre Arbeit voller Liebe und Hingabe, trotz schwieriger Arbeitsbedingungen, machen. Und diesen Menschen möchte ich dafür danken. Deshalb ist der Roman den Mitarbeitern in der Altenbetreuung und -pflege gewidmet. Das Buch beginnt mit folgenden Worten:

“Für alle Menschen, die in der Altenpflege und -betreuung arbeiten und sich mit viel Herz und Leidenschaft um unsere älteren Menschen in der Gesellschaft kümmern.”

Lesefortschritt

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Die Partnerschaft

Leseprobe

Martina stellte ihr Rotweinglas auf den Tisch und kuschelte sich in die Wolldecke auf der Couch ein. Ihren Kopf legte sie auf Christians Oberschenkel. Er fuhr ihr sanft durch die Haare und streichelte ihr den Nacken. Sie rekelte sich genüsslich und schloss ihre Augen.

      „Was sagst du dazu?“, fragte Christian sie.
Martina blinzelte. „Was hast du gesagt? Ich bin eingenickt.“
„Schlafmütze.“ Christian lachte. „Ich meinte, ich kann Sebastian schon verstehen.“

      Sie öffnete nun ganz die Augen. „Du kannst Sebastian verstehen. Worin kannst du ihn verstehen?“

      „Er macht einen glücklichen und entspannten Eindruck. Auch wenn meine Mutter jammert, wie viel Arbeit er in der Praxis hat.“ Christian zögerte und rutschte hin und her auf der Couch.

      Martina setzte sich auf und blickte ihn an. „Was meinst du?“

      Er drehte sich zu ihr. Christian nahm ihre Hände und zog sie leicht zu sich. „Sebastian hat Elias, der ihn mit seinen kindlichen Augen ansieht und Franziska. Er weiß, wofür er das alles macht und es wartet jemand auf ihn, wenn er nachhause kommt.“

      Martina senkte den Kopf, um Christian nicht in die Augen blicken zu müssen.

      „Sebastian macht es für seine Familie“, fuhr er fort.

      „Ich weiß, Christian.“

      Sanft hob er mit seiner Hand ihr Kinn, sodass sie in seine Augen sah.

      „Ich will das auch. Martina, ich will mit dir eine richtige Familie.“ Er schaute sie mit glänzenden Augen an.

      Sie nickte. Ihr Magen verkrampfte sich. „Ich würde das auch gern haben.“

      Er ließ sie los. „Aber. Dein Aber sehe ich dir an. Was spricht denn dagegen? Sage bitte nicht die Partnerschaft.“

      Sie zuckte bei der Kälte seiner Stimme zusammen.

      „Ist es das, Martina?“ Christian stand von der Couch auf und lief im Wohnzimmer auf und ab.

      „Nein, das ist es nicht. Ich will mit dir zusammen sein und gemeinsam leben.“ Sie ging auf Christian zu und umarmte ihn von hinten. „Ich will es auch, aber gib mir bitte noch ein wenig Zeit.“

      Er drehte sich zu ihr um. Christian wirkte erschöpft. „Aber nicht mehr lange.“ Er drückte seinen Kopf in ihre Haare. „Lass uns, lass mich nicht mehr zu lange warten. Stell die Partnerschaft nicht über uns“, flüsterte er.

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