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„Willst du genauso enden, wie ich?“

Das ist wahrscheinlich jene Frage, die keine Tochter gerne von ihrer Mutter hören möchte? Mutter-Töchter-Beziehungen sind ganz besondere Verflechtungen, die sehr innig, aber auch spannungsgeladen sein können.

Jede Mutter-Tochter-Beziehung ist ganz individuell. Keine gleicht der anderen. Ob wir es wollen oder nicht, die Beziehung zu unserer Mutter prägt uns. Die Beziehung beginnt an unserem ersten Tag und begleitet uns (meist) viele Jahre im Leben. Als erwachsene Frau kann man frei entscheiden, wie man die Beziehung gestalten möchte.

Ich schreibe hier bewusst „kann“, da ich häufiger mitbekommen habe, dass viele in ihrer Mutter-Tochter-Beziehung nicht ganz glücklich sind und dann sagen, „Ja, eigentlich würde ich gerne was verändern …“ oder „Es stört  mich schon, dass meine Mutter …“ Im nächsten Augenblick hören wir dann, aber das kann ich nicht machen, ich will sie ja auch nicht verletzten, sie ist ja meine Mutter. Das ist schwierig.

Häufig versteht man die eigene Mutter besser, wenn man selbst Kinder hat und man ähnliche Situationen als Mutter durchmacht, die man früher als Kind/Jugendliche erlebt hat. Und dann erwischt man sich ab und an, ich werde ja schon fast wie meine eigene Mutter. 

Auch in meinen Romanen haben meine Protagonistinnen unterschiedliche Beziehungen zu ihrer Mutter. Heute möchte ich euch die Mutter-Tochter-Beziehung von Martina vorstellen, wo der Satz gefallen ist: Willst du genauso enden, wie ich?“

Martina, die Protagonistin meines Romans „Die Partnerschaft“, ist mit Ende Dreißig eine erfolgreiche Anwältin. Ihr wird die Partnerschaft in der Kanzlei in Aussicht gestellt. Dieser Weg wurde ihr aber nicht in die Wiege gelegt, sondern sie ging strebsam und konsequent ihren Weg. 

Dabei wurde sie maßgeblich von ihrer Mutter geprägt. Deshalb möchte ich euch einen Einblick geben, wie Martina aufgewachsen ist. Martina ist als Einzelkind aufgewachsen. Ihre Mutter blieb zuhause und kümmerte sich liebevoll um ihre Tochter. Martina sah als kleines Mädchen immer aus wie aus dem Ei gepellt. Mit ihren Eltern hatte sie in den ersten Jahren viele Ausflüge unternommen.

Wie Martina in die Schule kam, war es ihrer Mutter wichtig, dass ihre Tochter tüchtig war, ihren Abschluss machte und ihren beruflichen Weg ging. Sie sollte nicht die gleichen Fehler wie sie machen. Nicht ihren guten Beruf im Finanzamt gegen ein Leben als Mutter und Hausfrau eintauschen. 

In der dritten Klasse kam Martina das erste Mal mit einer Fünf in Deutsch nachhause, da sie ein Gedicht nicht gelernt hatte. Daraufhin durfte Martina zwei Wochen ihre beste Freundin Sonja nicht mehr sehen und hatte Hausarrest. Dies setzte sich während ihrer Schulzeit fort. 

Bei guten schulischen Leistungen wurde sie mit Zuneigung belohnt, bei schlechten Leistungen bestraft. Mit 15 Jahren wurde Martina von ihrer Mutter erwischt wie sie einen Nachbarsjungen geküsst hatte. Ihre Mutter strafte sie mit einem herablassenden Blick und den Worten Willst du genauso enden, wie ich?“

Wie das Verhältnis heute zwischen Martina und ihrer Mutter ist, kannst du in „Die Partnerschaft“ erfahren.

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Die Partnerschaft

Leseprobe

Martina stellte ihr Rotweinglas auf den Tisch und kuschelte sich in die Wolldecke auf der Couch ein. Ihren Kopf legte sie auf Christians Oberschenkel. Er fuhr ihr sanft durch die Haare und streichelte ihr den Nacken. Sie rekelte sich genüsslich und schloss ihre Augen.

      „Was sagst du dazu?“, fragte Christian sie.
Martina blinzelte. „Was hast du gesagt? Ich bin eingenickt.“
„Schlafmütze.“ Christian lachte. „Ich meinte, ich kann Sebastian schon verstehen.“

      Sie öffnete nun ganz die Augen. „Du kannst Sebastian verstehen. Worin kannst du ihn verstehen?“

      „Er macht einen glücklichen und entspannten Eindruck. Auch wenn meine Mutter jammert, wie viel Arbeit er in der Praxis hat.“ Christian zögerte und rutschte hin und her auf der Couch.

      Martina setzte sich auf und blickte ihn an. „Was meinst du?“

      Er drehte sich zu ihr. Christian nahm ihre Hände und zog sie leicht zu sich. „Sebastian hat Elias, der ihn mit seinen kindlichen Augen ansieht und Franziska. Er weiß, wofür er das alles macht und es wartet jemand auf ihn, wenn er nachhause kommt.“

      Martina senkte den Kopf, um Christian nicht in die Augen blicken zu müssen.

      „Sebastian macht es für seine Familie“, fuhr er fort.

      „Ich weiß, Christian.“

      Sanft hob er mit seiner Hand ihr Kinn, sodass sie in seine Augen sah.

      „Ich will das auch. Martina, ich will mit dir eine richtige Familie.“ Er schaute sie mit glänzenden Augen an.

      Sie nickte. Ihr Magen verkrampfte sich. „Ich würde das auch gern haben.“

      Er ließ sie los. „Aber. Dein Aber sehe ich dir an. Was spricht denn dagegen? Sage bitte nicht die Partnerschaft.“

      Sie zuckte bei der Kälte seiner Stimme zusammen.

      „Ist es das, Martina?“ Christian stand von der Couch auf und lief im Wohnzimmer auf und ab.

      „Nein, das ist es nicht. Ich will mit dir zusammen sein und gemeinsam leben.“ Sie ging auf Christian zu und umarmte ihn von hinten. „Ich will es auch, aber gib mir bitte noch ein wenig Zeit.“

      Er drehte sich zu ihr um. Christian wirkte erschöpft. „Aber nicht mehr lange.“ Er drückte seinen Kopf in ihre Haare. „Lass uns, lass mich nicht mehr zu lange warten. Stell die Partnerschaft nicht über uns“, flüsterte er.

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